An diesem Abend wollte ich eigentlich Tom Odell in der Sporthalle fotografieren. Aber, wie so oft, kam alles anders als gedacht. In unserer WhatsApp Gruppe ploppte Nachmittags eine Nachricht auf: Ob jemand Zeit hat Scooter in der Barclays Arena zu fotografieren, weil ein Kollege (Hallo @herrbergfotografiert ausgefallen ist.

Mein erster Gedanke, Scooter OMG, Barclays, cool.

Da es von Tom Odell keine Rückmeldung gab, stieg ich in das Scooter-Boot ein. Obwohl es so garnicht meiner Idee von wohlklingender Musik entspricht und ich dachte, ok, ich fotografiere ja eh nur die ersten drei Songs.

Und dann hat das Leben, oder Scooter, oder ich, mich selbst überrascht.

Und das mag ich.

Kurz vor Beginn der Show war etwas Aufregung im Fotograben zu spüren. Eine schöne Vorfreude-Aufregung und vielleicht ein bisschen Respekt vor der angekündigten Pyro, die genau vor uns losgehen sollte. Es sollte einen Knall geben, Pyro Hin-und Hergeschieße und danach durften wir rein.

Ach ja, und dann natürlich noch Feuer zwischendurch und ein Kameramann mit langem Kabel, auf das man, wenn möglich, nicht treten sollte.

Und dann, obwohl angekündigt, doch gefühlt plötzlich …Bääm! Piff! Paff! Pyro von allen Seiten und, was ich ganz cool fand, die Pyro ging nicht von unten nach oben, wie gewohnt, sondern von links nach rechts und wieder zurück. Wie ein Komet oder eine ultra schnelle, krass laute Sternschnuppe.

Vielleicht hätte ich mir noch etwas wünschen sollen. Aber zu spät, da donnerte der Urknall und dann ging es rein ins Vergnügen. Wir versammelten uns in der Mitte des Grabens für die best mögliche Perspektive. Eng und kuschelig, wie eh und je und dann kamen die smarten Tänzerinnen, in Rosé farbenes Licht getaucht, von links und rechts auf die Bühne geschritten.

Kurz darauf stand H.P. in der Mitte zwischen zwei riesigen, höhen LED-Monitorwänden. „Hyper, hyper!“ Nein, nur Spass, es war ein anderer Song, aber das bekam ich nicht mit, weil ich mich schon in meinem Linsentunnel gefand. Mein erster Shot galt der holländischen blonden Tänzerin Fleur Verschuuren, die mich mit ihrem perfekten Äußeren und ihren geschmeidigen Bewegungen catchte. Mit ihr werde ich später noch einen netten Chat haben, was ich aber zu der Zeit noch nicht wusste.

Aber zurück zu H.P., meine Linse hatte ihn gefunden. Er stand immer noch in der Mitte zwischen den Monitoren, welche die unterschiedlichsten Grafiken in knalligen Miami-Style Farben zum Takt der Musik aufleuchten ließen.

Da wir viele Fotografen waren und durch die Pyro nicht nach vorne ausweichen konnten, standen wir alle dicht gedrängt nebeneinander und dadurch bekam nicht jeder die Mitte der Bühne für sein Pic. Also tauchte ich von rechts außen unter den anderen hindurch in die Mitte und stellte fest das der Blickwinkel nicht der geilste war. Die Bühne war einfach zu hoch.

Also musste ich hoch hinaus und wagte es mich auf die Trittfläche der Absperrung zu stellen. Ein kurzer Blick von dem Securitymann links neben mir, während ich hochstieg, sagte mir, dass es ok ist. Jetzt stand ich mit etwas Respekt, mich getraut zu haben, ganz oben und konnte perfekt über den anderen ein paar coole mittige Shots machen. Dachte ich jedenfalls.

Kurz darauf spürte ich einen, doch sehr heftigen, direkt gemeinten Schupser in meinen Rücken und konnte mich gerade noch am Geländer festhalten um nicht auf die 8 Fotografen vor mir zu fallen. Es gibt wohl doch ein paar aggressive H.P-Fans, die es nicht aushalten, ihn 2 min nicht zu sehen. Was ich auch verstehen kann, aber ein freundlicher Umgang und Respekt wäre wünschenswert.

Ich bin schon auf Veranstaltungen gewesen, bei denen die Menschen in der ersten Reihe mir Platz gemacht haben, damit ich entspannt Fotos machen kann. Das war ein sehr feines Gefühl. Ist allerdings purer Luxus in dem Business. Wie seht Ihr das? Würdet Ihr einem Konzertfotografen Platz machen oder nicht?

Artist | Scooter
Location | Barclays Arena Hamburg
For | Messed!Up Mag
Fotos | Baroquine Photography, Katrin Arfmann